Philosophie

Manfred Prior: Meine Philosophie als Ausbilder/Seminarleiter

Als Berater/Therapeut ist es mir ein Anliegen, dazu beizutragen, dass der Klient seine Ziele mit möglichst wenigen Sitzungen erreichen kann. Auch als Ausbilder, möchte ich, dass man durch die Teilnahme an möglichst wenigen Seminaren möglichst viel lernt. Ich konzentriere mich dabei auf das m. E. Wesentliche. Wer an meinen Seminaren teilnimmt, soll nicht so viele Seminare machen müssen, wie ich sondern möglichst effektiv lernen können.

Früher dachte ich, dass ich als Seminarteilnehmer an einem besonders guten Seminar teilgenommen habe, wenn ich nach dem Seminar

  • völlig erschöpft bin,
  • ehrfürchtig den Ausbilder wegen seiner genialen und vielfältigen Fähigkeiten bewundere und
  • resigniert zu dem Schluss komme: „So ein großartiges Feuerwerk brillanter, vielschichtiger Interventionen werde ich nie hinbekommen… . Das lerne ich nie!“.

Als Ausbilder gestalte ich heute Seminare so, dass die TeilnehmerInnen am Ende meines Seminars motiviert sind, die vorgestellten Techniken anzuwenden und sich diese Anwendung auch zutrauen. Deswegen ist es mir heute wichtig, dass SeminarteilnehmerInnen bei mir etwas lernen, was

  • verständlich und einsichtig,
  • unmittelbar am eigenen Erleben oder aus dem Feedback des Teilnehmers in der Kleingruppe überprüfbar,
  • klar strukturiert,
  • leicht erlernbar,
  • im eigenen Praxisfeld anwendbar ist.

Die beiden wichtigsten Kriterien für das, was ich in meinen Seminaren an Strategien und Techniken vorstelle, sind die eigene Erfahrung und die Rückmeldung, die man bekommt, wenn man die dargestellten Strategien und Techniken anwendet. In dieser Hinsicht bin ich ein „Feedbackfanatiker“. Ich konzentriere mich auf die Techniken, deren Anwendung mit großer Wahrscheinlichkeit zu positivem Feedback führt und die den meisten SeminarteilnehmerInnen eher wenig bekannt sind. Diese Vorgehensweisen beschreibe ich möglichst genau, präzise und sorgfältig. Für diese möglichst genaue Beschreibung dessen, wie man was machen/kommunizieren sollte, um das gewünschte Feedback zu erhalten, nehme ich mir Zeit. Das führt bei manchen TeilnehmerInnen dazu, dass mein Vorgehen im Seminar anfangs als „langsam“ erlebt wird. Am Ende ist man dann meist dankbar dafür, dass man dadurch wirklich alles ganz genau verstanden hat und so viel „hängen bleiben“ konnte.

Mit theoretischen Erklärungen dafür, warum etwas die gewünschten Effekte erzielt, bin ich eher sparsam. Für die Darstellung von m. E. „falschen“ Theorien und ihre Widerlegung ist mir im Seminar die Zeit zu kostbar. Es ist mir aber wichtig, verbreitete pragmatische, in Alltagssprache beschreibbare Gewohnheiten, Leitlinien und Konzepte beraterischen und therapeutischen Handelns auf ihre (Aus-)Wirkungen hin zu überprüfen und gegebenenfalls Alternativen anzubieten. Ich predige selten „richtige“ Haltungen, da ich der Meinung bin, dass ich „richtige“ Haltungen nicht gut predigend vermitteln kann. Ich konzentriere mich auf die möglichst genaue Beschreibung von Techniken und Vorgehensweisen (die auch Ausdruck und Kommunikationsform sinnvoller Haltungen sind und diese implizieren).